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1. Landsgemeinde im Schulhaus Rietacker

Erste Landsgemeinde im Schulhaus Rietacker

Text: Alexandra Allemann, Heidi Studer Brodmann, Peter Müller

Wahrscheinlich war die erwartungsvolle Stimmung im Vorfeld der Landsgemeinde in etwa gleich gross bei den Lehrpersonen wie bei den SchülerInnen gewesen. Dass das Schulhaus Rietacker ein SchülerInnenparlament hat, wussten alle. Was genau die ParlamentarierInnen aber in den Sessionssitzungen machten und was genau sie für die Landsgemeinde vorbereitet hatten, wusste wohl kaum jemand so richtig.

Auf jeden Fall strömten 118 SchülerInnen, alle Lehrpersonen und diverse Gäste in die Alte Turnhalle, die für den Anlass perfekt hergerichtet worden war. Klassenweise sassen die SchülerInnen um den inneren Kreis, in welchem sich ParlamentarierInnen und zwei Lehrpersonen befanden. Moderiert und ‚angeheizt’ wurde der Anlass von Tobias Baumann und Lea Huggenberger. Beide hatten mit den ParlamentarierInnen die einzelnen Traktanden zuvor erarbeitet. Die ParlamentarierInnen wiederum hatten Anliegen aus der ‚Basis’, dh aus den einzelnen Klassen zusammengetragen. Von Anfang an war daher das Interesse der Kinder für die einzelnen Traktanden spürbar, da die Themen sie persönlich betrafen.

Für uns als Lehrpersonen ist der ganze Anlass überaus positiv in Erinnerung geblieben. Wie aufmerksam und ernsthaft die SchülerInnen dem Geschehen folgten! Wie konzentriert und interessiert sie über lange Zeit aktiv mitdachten und mitredeten! Erstaunt und überrascht haben uns die vielen mutigen Kinder, die über das Mikrofon ihre Meinungen kundtaten, wie wenn sie das jeden Tag machen würden.

Mit Sicherheit ist die durchdachte und schülerzentrierte Vorbereitung für das Gelingen mitverantwortlich. Wir sind aber überzeugt, dass dies auch das Ergebnis der langjährigen Arbeit mit der Methode der gewaltfreien Kommunikation ist. Mit dieser Methode lernen die SchülerInnen, einander zuzuhören, sich gegenseitig ernst zu nehmen und miteinander Lösungen zu finden und umzusetzen. Niemand wurde für eine Wortmeldung kritisiert oder ausgelacht, im Gegenteil. Die Wortmeldungen wurden interessiert verfolgt, weil auf jede Diskussion eine Abstimmung folgte, in welcher alle Kinder ihre Stimme abgeben durften. 

Wir können darauf hoffen, dass die Kinder durch die frühe Berührung mit den demokratischen Prozessen sich in Zukunft an den politischen Entscheidungen aktiv beteiligen werden. Auf jeden Fall freuen wir uns sehr darüber, dass die Landsgemeinde die Feuerprobe erfolgreich bestanden hat. 

Mitreden heisst Mitgestalten  

Text: Lea Huggenberger

Nach der gelungenen Landsgemeinde des SchülerInnenparlaments vom Schulhaus Rietacker stellten sich die zwei Abgeordneten der 6. Klasse einigen Fragen. Ilenia Schüpbach ist die Präsidentin des SchülerInnenparlaments. Ihr Mitschüler Michael Gerlach ist ebenfalls Parlamentarier und diskutierte im inneren Kreis an der Landsgemeinde mit.

Lea Huggenberger, Schulsozialarbeiterin:

Ihr seid beide ParlamentarierInnen im SchülerInnenparlament. Wie habt ihr euch zu Beginn der Landsgemeinde beim Einmarsch in den Saal gefühlt?

Ilenia und Michael: Es war einerseits lustig, andererseits auch etwas aufregend, weil alle Augen auf uns ParlamentarierInnen gerichtet waren. Es war toll, dass wir so gut wie alle Anwesenden im Saal kannten. Als die Landsgemeinde dann anfing, verschwand die Aufregung im Nu. 

Michael:

Wie war es für dich Ilenia, bei den ZuschauerInnen zu sitzen?

Ilenia: Für mich war es lustig, weil ich mich so mit meinen MitschülerInnen bei gewissen Themen absprechen konnte. Ich fand es positiv, dass ich mich bei gewissen Themen einbringen konnte und nicht bei jedem Traktandum mitdiskutieren musste. 

Ilenia:

Wie hast es du Michael empfunden, im inneren Diskussionskreis zu sitzen?

Ich fand es anspruchsvoll, also nicht so einfach, aber nicht zu schwer. Man musste sich viel überlegen und Antworten bereithalten. Es war gut, dass man nicht auf jede Frage eine Antwort haben musste. 

Ilenia:

Und wie hast du dich auf die Landsgemeinde vorbereitet? 

Michael:

Ich habe mir im Vorhinein überlegt, was die Probleme bei den Traktanden sind und wie sie gelöst werden könnten. Ich habe mir dabei aber auch überlegt, wie es für meine Klasse stimmen könnte.

Ich hoffe, dass ich meine Klasse gut vertreten habe. Wie war das von aussen? 

Ilenia:

Ich bin mir sicher, dass du unsere Klasse in der Diskussion gut vertreten hast. 

Lea Huggenberger:

Waren die Traktanden eurer Meinung nach gut gewählt für die SchülerInnen des Schulhauses Rietacker?

Ilenia und Michael: Ja, ganz klar. Es war sogar so, dass beim einen Traktandum zuerst nur die Knabentoilette Thema war. Doch am Schluss die Sauberkeit bei den Mädchen- und den Knabentoiletten diskutiert wurde.

Es war toll, dass alle Kinder mitsprechen konnten und dies auch gemacht haben. Es meldeten sich SchülerInnen der 1. bis zur 6. Klasse zu Wort. Bei einigen Traktanden gab es sogar eine so lange Schlange, dass sich schlussendlich nicht mehr alle zu Wort melden konnten. 

Lea Huggenberger:

Was passiert nun mit den Entscheidungen der Landsgemeinde?

Ilenia und Michael: Die einen Entschlüsse wurden bereits umgesetzt. Die anderen werden wir in der nächsten Parlamentssitzung nochmals besprechen. Bei einigen Punkten muss auch die Lehrerschaft mitsprechen. 

Lea Huggenberger:

Würdet ihr die Landsgemeinde wieder durchführen?

Ilenia und Michael: Ja, auf jeden Fall. 

Lea Huggenberger:

Vielen Dank für eure Fragen und Antworten und dass ihr euch Zeit genommen habt! 

Das SchülerInnen Parlament vom Schulhaus Rietacker ist ein gemeinsames "Pilotangebot" der Primarschule Seuzach und der Jugendfachstelle Seuzach. Im Rahmen des SchülerInnenparlaments können die SchülerInnen neue Ideen einbringen und umsetzen, Probleme des Schulalltags diskutieren, Lösungen suchen, um Situationen zu verbessern, Verantwortung übernehmen und konstruktiv kritisieren.